Rückenschmerzen und deren Therapie

Wenn sich im Rücken Schmerzen bemerkbar machen kommen eine Reihe von Ursachen in Betracht. Rückenschmerzen sind sehr unangenehm aber in den meisten Fällen harmlos! In der Altersgruppe der 30 - 60jährigen leiden ca. 60 - 80 % an Rückenschmerzen.

Man unterscheidet grundsätzlich zwischen “unspezifische“ Rückenschmerzen - hier liegen keine eindeutigen körperlichen Ursachen vor (Muskelverspannungen) - und “spezifische“ Rückenschmerzen - bedeutet Rückenschmerzen mit eindeutigen körperlichen Befunden (Bandscheibenvorfall, Arthrose, Stenose, etc.). Nur ca. 3-5% der akuten Rückenschmerzen werden durch einen Bandscheibenvorfall verursacht. So führen auch degenerative Veränderungen der Wirbelkörperknochen bzw. Zwischenwirbelgelenke, die dann zu Reizungen oder Einengungen von Teilen des Rückenmarks (Spinalkanalstenose) oder von Nerven, die das Rückenmark verlassen, zu Rückenschmerzen. Aber besonders verspannte und überlastete Muskeln können Rückenschmerzen hervorrufen. Dabei können die Schmerzen bis in die Beine oder die Schultern ausstrahlen. Auch Durchzug oder Kälte kann Muskelverspannung und Rückenschmerzen bewirken.
Ebenso können bestimmte rheumatische Erkrankungen, Verletzungen und selten auch Tumorerkrankungen mit Rückenschmerzen einhergehen.

Eine genaue Diagnose und eine Klärung der Zusammenhänge sind deshalb oft kompliziert und erfordern die langjährige Erfahrung des Facharztes.

 Nicht immer werden Rückenschmerzen durch krankhafte Veränderungen der Bandscheibe verursacht.
Und ebenso ruft ein Bandscheibenvorfall keineswegs immer Beschwerden hervor.

Meist werden Rückenschmerzen als tief sitzende Schmerzen im unteren Wirbelsäulenabschnitt beschrieben (Kreuzschmerzen, Lumbalgien). Sehr selten gehen Rückenschmerzen auf eine Ursache aus dem Bereich der Brustwirbelsäule zurück.

Spielen sich die Schmerzen im obersten Wirbelsäulenabschnitt ab (Nackenschmerzen), haben sie ihren Ursprung oft im Bereich der Halswirbelsäule.

Test Häufige Ursachen für Rückenschmerzen

  • Muskelverspannungen (unspezifische Rückenschmerzen)
  • Skeletterkrankungen (z.B. Osteoporose - Knochenschwund)
  • Degenerative Veränderungen (Verschleiß) der Wirbelkörper und Bandscheiben
  • Entzündliche Erkrankungen wie z.B. Rheuma, Gicht, Infektionen
  • Missbildungen wie z.B. Skoliose, Spina bifida und Kyphose (M. Bechterew und Scheuermann)
  • Verletzungen wie Frakturen oder Luxationen von Wirbelkörpern
  • Erkrankungen innerer Organe im Bereich der Halswirbelsäule (Leber, Gallenblase, magen und Herz)
  • Erkrankungen innerer Organe im Bereich der Brustwirbelsäule (Speise- und Luftröhre, Gefäßerkrankungen, Lunge)
  • Erkrankungen innerer Organe im Bereich der Lendenwirbelsäule (Gefäßerkrankungen, gynäkologische und urologische Erkrankungen)
  • Myofasziale Erkrankungen (Muskulatur neben der Wirbelsäule oder zugehöriger Sehnen)

Häufig auftretende Beschwerden

  • Starke Schmerzen im unteren Bereich des Rückens, die bis ins Gesäß, Bein oder Fuß ausstrahlen.
    Eventuelle Verschlimmerung durch Husten, Niesen oder Pressen.
  • Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen in einem Bein
  • Kribbeln oder Taubheit an der Oberschenkelinnenseite, sowie um den After
    Teilweise Kontrollverlust beim Wasserlassen bzw. Stuhlgang.

Das Beschwerdebild richtet sich vor allem danach, ob und in welchem Maße durch einen Bandscheibenvorfall benachbarte Nerven eingequetscht werden. Deshalb müssen nicht alle genannten Symptome gleichzeitig auftreten.

Schmerzursache Nummer Eins - die Bandscheibe

Die 23 Bandscheiben sind elastische, etwa 5 - 20 mm dicke Knorpelscheiben und liegen zwischen den Wirbelkörpern des Rückgrats. Sie bestehen zu über 90% aus Wasser. Ihre Hauptfunktion besteht darin, wie ein „Stoßdämpfer“ Stöße und Erschütterungen abzufangen. Des weiteren dienen Sie als Platzhalter zwischen den einzelnen Wirbelkörpern und schaffen somit Platz für die Nerven welche links und rechts von der Wirbelsäule austreten können. Im Zentrum der Bandscheibe befindet sich ein gallertartiger Kern (Nukleus), der von einem festen Ring aus Faserknorpel und Bindegewebe (Faserring / Anulus) umgeben ist. Bei Kindern und Jugendlichen bis ca. zum 16.Lebensjahr werden die Bandscheiben bis zm äußeren Bandscheibenring (Anulus) durchblutet und so mit Nährstoffen versorgt.

Die Nährstoffversorgung der Bandscheibe ist das A&O

Mit zunehmendem Alter nimmt leider auch die Nähstoffversorgung der Bandscheiben ab, bis sie schließlich im Erwachsenenalter fast vollständig zum Erliegen kommt. Zunächst wird die Nährstoffversorgung im äußeren Bereich (Anulusring) nahezu eingestellt und später auch der innere Bereich (Nukleus). Im Erwachsenenalter werden die Bandscheiben nur über eine Diffusion (Teilchentransport) von Nährstoffteilchen, welche von den sehr stark durchbluteten angrezenden knöchernen Endplatten der Wirbelkörper ausgeht, versorgt. Der Hauptbestandteil dieser wichtigen Nährstoffe besteht aus Sauerstoff, Glucose und Eiweissen. Wichtig für diese Diffusionsprozesse ist die Be- und Entlastung der Bandscheiben die dann wie eine Pumpe wirken.
Aus diesem Grund ist es um so wichtiger die Bandscheibenernährung durch diese “Pumpfunktion“ durch genügend Bewegung zu gewährleisten. Leider begünstigt unsere heutige Lebensweise (viel sitzende Tätigkeiten, wie z.B. die Fahrt mit dem Auto in die Arbeit und dann wieder sitzend im Büro, etc.) eine  Minderversorgung unserer Bandscheiben mit Nährstoffen. Anders gesagt, ohne es zu wollen nehmen wir unseren Bandscheiben die Ernährungsgrundlage. Die Folge: insbesondere im unteren Bereich der Wirbelsäule (Lendenwirbelsäule) und vor allem in dem sowieso schon stark belasteten hinteren Bereich der Bandscheibe - werden diese im Laufe der Zeit schwach und können somit ihre Stossdämpfer wie auch Pumpfunktion nicht mehr vollends erfüllen. Der natürliche Verschleiss schreitet schneller voran und in der Folge kann zu kleinen Einrissen im hinteren Bereich der Bandscheibe kommen (ähnlich wie bei einem porösen Gummireifen), was sich zunächst in lokalen Rückenschmerzen, auch Hexenschuß genannt, äußert. Im Extremfall kommt es bei einer ungünstgen Belastung der Bandscheibe (z.B. heben eines Wasserkastens) zu einem erhöhten Druck von Kernmaterial der Bandscheibe gegen den geschwächten Anulusringes, wobei dieser aufplatzen kann und somit das Nukleusmareial austritt (Bandscheibenvorfall) und gegen die Spinalnerven drückt (Ischias). 

Ohne exakte Diagnose kein Therapieerfolg

Der Erfolg einer Behandlung hängt wesentlich von der richtigen Indikationsstellung ab!

Mitunter ist die Ursache der Rückenschmerzen nur bedingt einer operativen Behandlung zugänglich; ebenso kann es sein, dass eine bereits bestehende Grunderkrankung oder andere Faktoren die Heilungsaussichten durch eine Operation infrage stellen. Nicht nur Hausärzte sondern auch Orthopäden und Neurochirurgen neigen leider all zu häufig dazu, den Patienten einer Überbehandlung auszusetzen, ohne genaue Kenntnis der Diagnose - also der Schmerzursache. Um im Einzelfall zu entscheiden, ob und welche operative Vorgehensweise wirklich Erfolg versprechend ist, bedarf es der hohen fachärztlichen Kompetenz des Wirbelsäulenspezialisten.

Legt das Krankheitsbild nahe, dass auch mit einem operativen Eingriff langfristig keine Besserung zu erzielen ist, ist es wichtig, dass der Patient eine umfassende Beratung sowie eine individuell abgestimmte Behandlungsstrategie erhält, die weit über die übliche Gabe von Spritzen, Schmerzmitteln und Krankengymnastik hinausgeht, um sein Leiden zu lindern.

Es ist wichtig, zu unterscheiden zwischen

Lokale Rückenschmerzen, also Schmerzen, die auf den Rücken beschränkt bleiben Doppelpfeil Schmerzen, die vom Rücken ausgehen, aber in andere Körperregionen, z.B. die Beine ausstrahlen

Akute Rückenschmerzen

Eine häufige Ursache für akut auftretende (ausstrahlende) Rückenschmerzen sind krankhafte Veränderungen der Bandscheibe.

Hier reicht das Spektrum von Einrissen des Faserrings bis hin zu einer manifesten Bandscheibenvorwölbung oder gar einem Bandscheibenvorfall.

Chronische Rückenschmerzen

rckenschmerzen-mrt02Dauern Rückenschmerzen länger als 6 Wochen an, sind sie zu chronischen Rückenschmerzen geworden. Jede Chronifizierung von Schmerzen stellt für den Arzt eine Herausforderung dar. Sollten konservative Therapiemaßnahmen wie physiotherapeutische und physikalische Behandlungsformen sowie eine gezielte medikamentöse Schmerztherapie innerhalb von 6 bis 8 Wochen zu keiner deutlichen Besserung führen, ist deshalb eine weitere differenzierte Ursachenforschung wichtig.

Hierzu gehören vor allem eine Blutuntersuchung sowie der Einsatz von bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Kernspin- (MRT) und/oder Computertomographie (CT). Das apex spine Wirbelsäulenzentrum verfügt seit November 2012 über eines der modernsten Kernspintomographen Süddeutschlands.

Falls die Voruntersuchungen keine deutliche Diagnose ergeben haben, ist eine Diskographie der im MRT krankhaft veränderten Bandscheiben angezeigt. Hierbei kann festgestellt werden, ob ein schmerzhafter Riss am äußeren Fassesring der Bandscheibe (Anulus) vorhanden ist. Gegebenenfalls wird die Diskographie mit einer Computertomographie kombiniert. Falls bei der Diskographie ein Bandscheibenriss festgestellt wurde, führt man unter Umständen eine perkutane Nukleotomie durch.

Im Falle einer deutlichen Bandscheibendegeneration, die sich auf eine oder zwei Bandscheiben beschränkt, wird nach Durchführung der Diskographie entschieden, ob eine Diskusplastik (endoskopische Entlastung und Anfrischung der Bandscheibe), Bandscheibenprothese oder eine Spondylodese die beste Lösung ist.

Dr. Schubert im Interview zum Thema konservative und operative Therapie zum Thema Rückenschmerzen

 


Rückenschmerzen im Winter

Warum treten Rückenschmerzen im Winter häufiger auf?

Der Winter ist eine Jahreszeit, die viele Menschen mit Kälte, Schnee und kürzeren Tagen in Verbindung bringen. Doch für viele bedeutet Winter auch eine Zunahme von Rückenschmerzen. Aber warum ist das so? Die Kälte kann zu einer Verengung der Blutgefäße führen, was die Durchblutung der Muskeln beeinträchtigt. Dies kann Verspannungen und Schmerzen im Rückenbereich verstärken. Zudem neigen Menschen im Winter dazu, weniger körperlich aktiv zu sein, was die Muskulatur schwächt und die Wahrscheinlichkeit von Schmerzen erhöht.

Die Rolle der Körperhaltung im Winter

Im Winter verbringen wir mehr Zeit drinnen, oft in zusammengesunkener Haltung vor dem Fernseher oder Computer. Diese Haltung kann zu einer Fehlbelastung der Wirbelsäule führen. Eine schlechte Körperhaltung ist einer der Hauptverursacher von Rückenschmerzen. Es ist wichtig, auf eine ergonomische Sitzposition zu achten, vor allem bei der Arbeit im Homeoffice oder bei langen Autofahrten im Winter.

Bewegungsmangel und seine Folgen

Die kalten Temperaturen und das frühe Einsetzen der Dunkelheit führen oft dazu, dass Menschen sich weniger bewegen. Spaziergänge, Radfahren oder Joggen werden seltener, und das Fitnessstudio wird öfter gemieden. Ein Mangel an körperlicher Aktivität kann zu einer Schwächung der Rückenmuskulatur führen, was wiederum das Risiko von Schmerzen erhöht. Regelmäßige Bewegung, auch im Winter, ist entscheidend, um die Rückenmuskulatur stark und flexibel zu halten.

Praktische Tipps zur Schmerzlinderung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Rückenschmerzen im Winter zu lindern. Wärmeanwendungen wie Wärmflaschen oder Heizkissen können helfen, verspannte Muskeln zu entspannen. Auch Massagen oder ein warmes Bad können wohltuend wirken. Zudem sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, da auch im Winter der Körper ausreichend hydriert sein muss, um Muskelverspannungen vorzubeugen.

Die Bedeutung der richtigen Kleidung

Das Tragen der richtigen Kleidung kann einen großen Unterschied machen, wenn es darum geht, Rückenschmerzen im Winter zu vermeiden. Mehrere Schichten Kleidung halten nicht nur warm, sondern bieten auch Flexibilität, um sich den wechselnden Temperaturen anzupassen. Besonders wichtig ist es, den unteren Rücken gut zu schützen, da dieser Bereich besonders empfindlich gegenüber Kälte ist.

Wie eine gesunde Ernährung helfen kann

Eine ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Rückenschmerzen. Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, wie Fisch oder Leinsamen, können entzündungshemmend wirken. Auch das ausreichende Zufuhr von Vitamin D, das im Winter oft durch Sonneneinstrahlung zu kurz kommt, ist wichtig für die Knochengesundheit und kann Schmerzen lindern.

Der Einfluss von Stress auf Rückenschmerzen

Stress ist ein oft unterschätzter Faktor, der zu Rückenschmerzen führen kann. Im Winter, wenn die Tage kürzer sind und die Feiertage näher rücken, können Stress und Anspannung zunehmen. Stressbewältigungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, den Stresspegel zu senken und damit auch Rückenschmerzen zu lindern.

Winteraktivitäten, die Rückenschmerzen verstärken können

Viele Winteraktivitäten wie Skifahren oder Schneeschaufeln können den Rücken stark belasten. Es ist wichtig, sich vor solchen Aktivitäten gut aufzuwärmen und auf die richtige Technik zu achten, um Verletzungen zu vermeiden. Auch das Tragen von geeigneter Ausrüstung kann helfen, den Rücken zu schützen.

Prävention als Schlüssel zur Schmerzfreiheit

Die beste Methode, um Rückenschmerzen im Winter zu vermeiden, ist die Prävention. Regelmäßige Bewegung, eine gute Körperhaltung und das Tragen der richtigen Kleidung sind entscheidend. Auch die Integration von Dehnübungen in den Alltag kann helfen, die Flexibilität zu verbessern und Schmerzen vorzubeugen. Indem man auf die Signale des Körpers hört und rechtzeitig Maßnahmen ergreift, kann man Rückenschmerzen effektiv verhindern.

Ein gesunder Rücken das ganze Jahr

Rückenschmerzen im Winter sind kein unvermeidliches Schicksal. Mit den richtigen Strategien und einem bewussten Lebensstil können Sie das ganze Jahr über einen gesunden Rücken bewahren. Indem Sie sich um Ihre körperliche und geistige Gesundheit kümmern, können Sie die Wintermonate schmerzfrei und aktiv genießen.